Kinder alleinerziehender Mütter: Nicht ein Mann, sondern ein zweiter Mensch fehlt
Eine Studie eines israelischen Forscher-Team, die vor Kurzem soeben im Fachjournal Child: Care, Health and Development (Shechner, 2013) veröffentlicht wurde, beschäftigt sich mit den Auswirkungen nicht-traditioneller Familienformen auf die psychosoziale Anpassung der betreffenden Kinder. Verglichen wurden Kinder, die mit zwei heterosexuellen Eltern (Vater/Mutter) aufwuchsen, mit Kindern, die entweder von zwei lesbischen Frauen oder von einer alleinerziehenden lesbischen oder heterosexuellen Mutter erzogen wurden.
In der Ergebnisauswertung wiesen Kinder, die mit nur einer erwachsenen Bezugsperson im Haushalt aufwachsen, verstärkt aggressive Verhaltensweisen auf. Außerdem verhielten sich Kinder lesbischer Mütter prosozialer und klagten weniger über Einsamkeit als Kinder heterosexueller Mütter.
Die Autoren gelangen zu der Schlussfolgerung, dass die sexuelle Orientierung der Eltern keinen negativen Einfluss auf die psychosoziale Entwicklung von Kindern hat, dass aber die Verfügbarkeit nur eines Elternteiles im Durchschnitt zu größeren Verhaltensproblematiken bei Kindern führt.
Dieser Befund macht deutlich, dass Einelternfamilien mit größeren Schwierigkeiten konfrontiert sind als Familien, in denen mehr als ein Elternteil sich um die Erziehung der Kinder bemühen. Dabei zeigen Untersuchungen, dass den Faktoren des Familieneinkommens und der Förderung der Kinder durch die Eltern maßgebliche Bedeutsamkeit zukommt. Einpersonenfamilien mit einer alleinerziehenden Mutter weisen oft ein nur unzureichendes Einkommen auf und sind häufiger von Armut betroffen. Dies wiederum wirkt sich u.a. negativ auf die Schulleistungen der betreffenden Kinder aus, offenbar, weil materielle Förderungsmöglichkeiten fehlen. Kinder, die in einer Einelternfamilie mit Vater aufwachsen, sind zwar weniger häufig von Armut betroffen, hier aber mangelt es wegen der häufigeren Vollzeitbeschäftigung des für die Erziehung verantwortlichen Elternteils häufiger als in Zweielternfamilien an direkter Förderung und Unterstützung durch den erziehenden Elternteil.
Die Schwierigkeiten, mit denen sich alleinerziehende Mütter und Väter konfrontiert sehen, können sicherlich auch durch die Veränderung des Erziehungsverhaltens gemindert werden. Dies wird aufgezeigt durch Elterntrainings, die sich günstig auf die psychosoziale Anpassung alleinerziehender Kinder auswirken, wie es beispielsweise für das PALME-Training belegt ist. Jedoch kann durch derartige individuelle Ansätze keine Abhilfe geschaffen werden für einkommens- und zeitbedingte Problematiken. Hier ist letztlich die Politik gefordert, die materielle Situation von Einelternfamilien zu verbessern und die psychosoziale Entwicklung der Kinder durch die Bereitstellung effektiver Betreuungs- und Förderungsmaßnahmen zu unterstützen. Hierfür hat der Verband alleinerziehender Mütter und Väter einen Forderungskatalog an die Politik vorgelegt, dessen Umsetzung leider noch in weiter Ferne zu liegen scheint.
Quelle:
Shechner, T., Slone, M., Lobel, T. E., & Shechter, R. (2013). Children's adjustment in non-traditional families in Israel: the effect of parental sexual orientation and the number of parents on children's development. Child: Care, Health and Development, 39 (2): 178–184
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